Kontext
Miriam Worek verbindet in dem Langzeitprojekt ZEITKAPSEL Ansätze der künstlerischen Intervention und der partizipativen Bildungsarbeit. Der integrative und prozessuale Charakter des Projekts ermöglicht unterschiedlichsten Akteur*innen durch ihre Beiträge die ZEITKAPSEL als einen Spiegel des Erinnerns, Zusammenlebens und der Utopie ständig zu verändern und schafft zahlreiche Gelegenheiten zur Kontaktaufnahme.
Die ZEITKAPSEL ist ein Projekt auf Quartiersebene. Die künstlerisch aufbereitete Telefonzelle beinhaltet einen Bildschirm und Lautsprecher, über die ein audiovisuelles Programm abgespielt wird. Das Film- und Tonmaterial ist das Produkt eines monatelangen partizipativen Prozesses ganz unterschiedlicher Akteur*innen. Sowohl Einzelpersonen (Künstler*innen, Historiker*innen, Dokumentarfilmer*innen, Laien, ..) als auch auch Kollektive, Vereine, Initiativen, Archive, Institutionen und (Bildungs-)Einrichtungen steht die Einreichung von Beiträgen offen. Interessierte werden bestärkt und bei Bedarf auch bei der Ideenentwicklung, Vernetzung und Umsetzung unterstützt. Gegenstand des Materials im Projektzyklus 2023 ist Giesing.
Die ZEITKAPSEL bietet zahlreiche Anknüpfungspunkte für unterschiedliche Methoden, Formate und Disziplinen, wie Stadtforschung, Oral History, Soziologie, Kunst, Stadt- und Sozialgeschichte sowie kulturelle und politische Bildung.
Es gibt keine Hierarchien, im Programm treffen fotografische Forschungsprojekte experimentelle Videoanimationen, künstlerische Arbeiten, Dokumentarfilme, Videosporträts, Podcasts auf Beiträge von Zeitzeug*innen. Aus den Ergebnissen der Recherche werden verschiedene Beiträge entwickelt, die künstlerische, dokumentarische und journalistische Formate verbinden. Die ZEITKAPSEL ist auch Archiv. In Vergessenheit geratene Projekt werden recherchiert und wieder zugänglich gemacht. Als Experimentierfeld und Katalysator bietet die ZEITKAPSEL einen Raum, um bestehende Projekte weiterzudenken und Neue zu entwickeln. Giesing wird durch die ZEITKAPSEL entdeckt, belebt und aktiviert, neue Netzwerke entstehen. Es sind die Menschen des Quartiers, die als Hauptakteur*innen mit ihren Geschichten und Gesichtern sichtbar werden.
Die ZEITKAPSEL ist ein Brennglas des jeweiligen Quartiers, das aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet wird. Die Installation im außerinstitutionellen, urbanen Raum ist Vermittlungsplattform, Begegnungsort und Ausstellungsraum zugleich. Über die Monate entstehen ein lebendiges Archiv und ein Ort des Dialogs, der die Brücke von der Vergangenheit über die Gegenwart in die Zukunft schlägt. Eine wichtige Rolle spielt hier auch die persönliche Vermittlungsarbeit – wöchentlich vor Ort bei der ZEITKAPSEL und aufsuchend im Quartier. Hier werden neue Vermittlungsformate ausprobiert und über den Projektzeitraum weiterentwickelt. Es geht ums Zuhören, um Dialog und darum, Menschen spontan in persönliche, analoge Gespräche zu verwickeln. Hierfür werden ganz unterschiedliche Menschen zu Reisebegleitungen, Botschafter*innen und Stadtschreiber*innen. Letztere sammeln Geschichten von Menschen aus zufälligen Begegnungen ein und laden im öffentlichen Raum und in Einrichtungen zur ZEITKAPSEL ein.
Miriam Worek entwickelt das Projekt in ständiger Zusammenarbeit mit den Beitragenden und Beteiligten weiter. Ihr Anliegen ist es dabei auch, Berührungspunkte zwischen unterschiedlichen Disziplinen, Generationen und "Blasen" zu schaffen, für weniger Sichtbares zu sensibilisieren und auch den leisen Stimmen ein Ohr zu schenken.