Olaf Wiehler | MITTLERER RING
Geleitwort zur Fotoserie MITTLERER RING
von Daniel Zwangsleitner, Stadtforscher, Professur Urban Design, TU München
"Die Fotoserie MITTLERER RING von Olaf Wiehler stellt die Orte der Stadt München ins Zentrum, an denen es nichts Erwähnenswertes gibt, nichts Besonderes, nichts Einzigartiges, nichts, was man nicht in vielen anderen Städten auch finden würde – Orte, die oft fernab von dem liegen, was gemeinhin als das Zentrum bezeichnet wird.
In dieser “alltäglichen Stadt” befindet sich jedoch der Lebensraum der meisten Menschen. Diese ganz gewöhnlichen, scheinbar belanglosen Räume bilden Rahmen und Hintergrund für den täglichen Weg zur Arbeit oder vom Einkauf nach Hause. Sie sind zugleich Begegnungs- und Aushandlungsort mit anderen Menschen.
Die hier präsentieren Fotografien stellen diese Räume und die Menschen dich sich darin täglich aufhalten und sich durch diese bewegen in den Mittelpunkt. Sie thematisieren die dort vorgefundene Banalität und die diesen Orten vermeintlich innewohnende Hoffnungslosigkeit. Sie lassen uns genauer hinsehen, wo wir oft vorschnell mit Desinteresse den Blick abwenden. Die Fotografien sind dabei nie bloßstellend, vielmehr versuchen sie dem vermeintlich in Hoffnungslosigkeit Erstarrten wieder Bewegung zu verleihen - Bewegung, die Veränderung mit sich bringen kann.
Die Bilder laden dazu ein, sich mit den Geschichten von den und über die Menschen, die sich aus diesen Alltagsbeobachtungen entspinnen auseinanderzusetzen.
Eine zukunftsorientierte Architektur und Stadtplanung stellen ebenso die Menschen ins Zentrum. Diese Stadt der Zukunft ist partizipativ, gerecht, gemeinwohlorientiert und sozial verantwortlich. Das mag heute als Utopie erscheinen - diese Utopie ist jedoch der Leitstern, den wir benötigen, um die Hindernisse am Weg dorthin aus dem Weg zu räumen."
Worte vom Fotograf Olaf Wiehler zu seiner Arbeit:
"Die Fotoserie MITTLERERE RING ist 2022 in meiner unmittelbaren Nachbarschaft, im Münchener Stadtteil Obergiesing, entstanden.
Mit dieser möchte ich all den Menschen, die sich - auch in Deutschland und München - versuchen, ihre oftmals alternativlosen Lebensräume zu gestalten, ein Gesicht geben. Und ich möchte sie ermutigen, weiterhin das Körnchen Hoffnung, das wir alle zum Leben benötigen, zu suchen.
Auch die vermeintlich seelenlose Feinstaub-Atmosphäre einer vergessenen Großstadt-Nische hat ihren Reiz, wenn wir sehr genau und immer wieder hinschauen. Dieser liegt für mich primär nicht in dem Wunsch von uns Betrachtenden, sich möglichst schnell und bequem der Gefühle zu entledigen, die uns überkommen könnten, wenn wir mit diesen Lebensräumen in Kontakt treten. Er liegt in den Geschichten von den und über die Menschen, die sich aus kleinen Alltagsbeobachtungen und -begegnungen entspinnen. Überall und immerzu."
Komposition Musik, Grafik, technische Bearbeitung: Arshia Khajehnori
- ZeitintervallZukunft
- FormatFotografische Arbeit - aufbereitet als audiovisueller Beitrag
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